Als ich damals anfing, mich für klassischen UK-Punk zu interessieren, fielen die U.K. SUBS ja ehrlich gesagt erst einmal durch – auf den Samplern, mit deren Hilfe ich mir einen Überblick verschaffte, klang so vieles so viel interessanter als ihr „C.I.D.“, mit dem sie vertreten waren. Als ich später in das eine oder andere alte Album reinhörte, tat ich mich auch etwas schwer, doch als ich mir dann irgendwann eine schick aufgemachte Zusammenstellung aller bis dato erschienen Singles besorgte, zündete diese endlich. Doch obwohl Gründungsmitglied Charlie Harper mit seiner Band unermüdlich 1x jährlich Hamburg einen Besuch abstattete, ging ich elender Ignorant aus unterschiedlichen Gründen nie hin. Eigentlich unglaublich, dass sich das erst in diesem Januar änderte und ich mich endlich aufraffte, dem Konzert zusammen mit TV SMITH in der sympathischen, altehrwürdigen Hamburger Fabrik beizuwohnen.
Erwartungsgemäß war diese sehr gut gefüllt, als TV SMITH, ehemaliger Frontmann der legendären ADVERTS und damit ebenfalls ein ’77-Punkrock-Veteran, mit seinem Soloprogramm nur mit einer Akustik-Klampfe ausgestattet die Bühne betrat: Ein dünner alter Mann, der jedoch damit voll in seinem Element zu sein scheint, ein Sammelsurium quer durch sein musikalisches Schaffen stimmgewaltig zum Besten gab und damit viel Zuspruch verschiedenster Generationen im Publikum erntete. Vertraut bin ich lediglich mit dem ADVERTS-Material, von dem er relativ früh „No Time to Be 21“ spielte, „The Future Used to Be Better“ kannte ich auch noch, aber quasi ausnahmslos alle Songs besaßen viel Kraft und Attitüde, keine Spur von Lagerfeuer-Hippie-Romantik. Hängen blieben bei mir besonders „Expensive Being Poor“ und „Immortal Rich“, bevor er gegen Ende zum ADVERTS-Rundumschlag ausholte und nacheinander die großen Hits „Gary Gilmore’s Eyes“, „Bored Teenagers“ und „One Chord Wonders“ schmetterte. Des Fernseh-Schmidts Stimme ist nach wie vor bestens in Schuss, seine kämpferische Ausstrahlung entfaltet sich vollkommen unabhängig seines Alters, sobald er auf der Bühne steht und so kann ich nur den Hut vor seiner Leistung ziehen, die er anscheinend Abend für Abend auf dieser Tour bringt. Respekt!
Dann also die U.K. Subs, mit verzerrter Stromgitarre, versteht sich. Punkrock-Urgestein Charlie Harper, Sänger der Subs, war eigentlich schon immer alt, mittlerweile ist er sage und schreibe 71 und bringt mit grüngefärbten Haaren und dem Mikro in der Hand eine Leistung wie manch Jüngling nicht, im Gepäck das brandneue Album „Ziezo“, mit dem sie das Alphabet vollmachten (die U.K.-SUBS-Alben sind in ihrer Chronologie mit ihren Anfangsbuchstaben alphabetisch sortiert)! Seine Bandkollegen sind wesentlich jünger, Gitarrist Jet sieht aus wie ein asiatischer Elvis-Verschnitt und klampft sich energetisch durch das Set, Alvin am Bass weiß, wie man ’ne gute Show abliefert und beherrscht breitbeiniges Posing ebenso wie seine vier Saiten und Jungspund Jamie an der Schießbude peitscht mit flottem, kräftigem Beat alle drei gut nach vorne. Bestimmt über 15 Songs lang quer durch den Diskographie-Garten inkl. dem inbrünstig mitgesungenen „Warhead“ dauerte der erste reguläre Teil bei Spitzensound und vor der Bühne ging’s in einem amtlichen Mob mächtig rund. Es folgte ein ausgiebiger Zugabe-Block, der dann auch das mir früher zu unauffällige, mittlerweile jedoch längst liebgewonnene „C.I.D.“ in einer mächtig drückenden Version sowie das in „Party in Hamburg“ umgetaufte „Party in Paris“ enthielt. Doch nachdem Charlie & Co. erneut die Bühne verlassen hatten, wurden sie abermals zurückzitiert und zockten zwei weitere Knaller. Unglaublich, welche Energie da freigesetzt wurde, und das anscheinend Abend für Abend, immerhin befand man sich auf ausgedehnter Tour! Charlies Alter merkte man ihm zu keiner Sekunde an. Das war nicht SUB, das war TOP und mir das Spektakel endlich mal zu geben, war eine meiner besten Entscheidungen des noch jungen Jahres – wenn Sie auch meinen erklärten SUBS-Lieblingssong „Keep On Running“ nicht gespielt haben. Bleib uns noch lange in dieser Form erhalten, Charlie!
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