Ersatz vom Ersatz waren wir an diesem Abend, denn eigentlich sollten NASSER HUND den Support machen. Als die ausfielen, fragte man meine andere Band BOLANOW BRAWL, doch die konnte auch nicht und so sprangen letztendlich wir ein. Von SNIPER 66 hatte ich zuvor noch keine Notiz genommen, für die Texaner sollte es aber ein historisches Ereignis werden, begannen sie an diesem Abend doch ihre erste Europa-Tour! Die lokale Promotion gestaltete sich unterdessen etwas schwierig, da es erst einen Tag vorher gelang, die Veranstaltung auch im Bewegungsmelder unterzubringen. Angesichts diverser subkulturell relevanter Parallelveranstaltungen überraschte es dann auch wenig, dass es geraume Zeit dauerte, bis sich der Menschenzoo passabel gefüllt hatte. Gegen 22:30 Uhr war ich dann lange genug nervös herumgerannt und wir prügelten unser um einen Song gekürztes Set durch. Normans Soundgemisch klang ordentlich und für unsere Verhältnisse lieferten wir relativ souverän ab. Den Platz vor der Bühne hatte ich mir gesichert, was neben Bewegungsfreiheit den Vorteil mit sich brachte, in der monitorlosen Spelunke den Livesound perfekt wahrnehmen zu können, so dass ich mich vornehmlich darauf konzentrieren konnte, schlechte Laune zu verbreiten und mich hingebungsvoll meinem Hassgesang zu widmen. Beinahe hätte „Montag der 13.“ dran glauben müssen, da ich die falsche Setlist ausgedruckt hatte, aber instinktiv bemerkten wir sogar an der richtigen Stelle sein Fehlen – eigentlich brauchen wir also gar keine Setlist (kleiner Scherz, das probieren wir mal besser nicht). Ansonsten schlicht ein rustikaler Gig ohne besondere Vorkommnisse, mit dem wir zufrieden sein konnten und der den Anwesenden Lust auf mehr bereitete.
Natürlich auf die Streetpunks aus Austin, die schon zwei Langdreher draußen haben, sich im Soundcheck und anschließendem Backstage-Tratsch als OXYMORON-Fans entpuppten und anscheinend in Kürze auch auf einem US-Tribut-Sampler an die fränkische Streetpunk-Institution beteiligt sein werden. SNIPER 66 zogen doch einige Fans in der Hansestadt und fackelten live ein deftiges Brett ab, das für ausgelassene Stimmung im nun noch volleren Zoo sorgte. In Vierer-Besetzung mit zwei Gitarren wurde, obwohl alle ein Instrument zu bedienen hatten, nicht nur angenehm abwechslungsreicher Streetpunk der schnellen und dreckig-aggressiven Sorte mit kräftigen Kollektivchören und schön räudig-kehligem Gesang, sondern auch ‘ne Menge Bühnen-Action geboten, wobei besonders Drummerin April hervorzuheben ist, die, Hassgrimassen ziehend, auf ihr Kit eindrosch, als gäb’s kein Morgen mehr und diverse Sticks verschliss (was nicht nur Pokerface Dr. Tentakel in Erstaunen versetzte). Man ließ sich nicht lumpen und spielte über eine Stunde; gegen Ende gab’s dann auch das überaus kompetent gezockte OXYMORON-Cover „Life’s A Bitch“, dem wir schon während des Soundchecks lauschen durften. Das Publikum war gut aufgekratzt, teilweise überraschend textsicher und mitgrölfreudig, ein paar Leute immer am Tanzen und auch der betrunkene Hüne, der zwischenzeitlich dann doch etwas arg die Rücksicht auf andere vermissen ließ, konnte die gute Stimmung nur kurzzeitig dämpfen. Alle waren besonnenen genug, die Situation nicht eskalieren zu lassen und er schien’s auch nicht darauf anzulegen. Unser Bandbier hatten wir längst vernichtet, doch Eisenkarl schmiss noch ‘ne Kiste köstliches Ratsherrn und so blieb’s feuchtfröhlich, bis ich nach Merch-Kauf und einem letzten Plausch mit den glücklichen und euphorischen US-Gästen den geordneten Rückzug antrat.
Spitzenabend, von dessen Sorte SNIPER 66 auf ihrer dreiwöchigen Tour hoffentlich noch so einige (gehabt) haben werden! Am nächsten Tag ging’s für sie nach Schweden, wo sie hoffentlich von keinem allzu unbarmherzigen Kater heimgesucht wurden. 😉 Diverse deutsche Städte stehen aber ebenfalls noch auf der Route. Wenn sie also in eurer Nähe Halt machen, wisst ihr, was zu tun ist.
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