Liebes Tagebuch, an diesem Tag war ein Sauftag mit meinen Jungs von BOLANOW BRAWL angesagt: Wir wollten uns am Nachmittag einmal außerhalb der Reihe zum Proben treffen, uns dabei bereits einige Pilsetten einwerfen und anschließend kollektiv Wendelix‘ Geburtstagsparty im Menschenzoo aufsuchen, wo neben Wendys Band zwei weitere Acts den Soundtrack zu unserem vorsätzlichen Lampenausschießen liefern sollten. Und weil ein solcher Sauftag meist mit dem Verlust von Geld, anderen Wertsachen oder Kleidung, in jedem Falle aber gesellschaftlichem Ansehen verbunden ist, erlauben wir ihn uns nur alle Jubeljahre mal. Mit bereits dem einen oder anderen Promillchen im Blut ging’s nach der Probe also zu einem Abstecher am Imbiss, in einen Irish Pub, wo noch mal draufgekippt wurde, und schließlich zum betreuten Trinken in den Menschenzoo. Dort eröffnete MAX YOUNG aus „Saarbrooklyn“ den Abend mit „akustischem Punkrock“, was bedeutete, dass der gute Mann nur mit Wanderklampfe bewaffnet als Alleinunterhalter ein paar Songs mit, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, eher persönlichen Texten schmetterte. Kann man machen, ein nettes Vorspiel.
Wendelix‘ ABOVE ALL GLORY sind ‘ne recht neue Hamburger Band im Demo-Stadium, die sich in Trio-Größe voll und ganz einer ‘90er-typischen Melange aus MelodiCore, Skate- und Pop-Punk verschrieben hat. Und dass diese nicht unbedingt zu meiner favorisierten Musikrichtung gehört, ist kein Geheimnis. Davon unabhängig tat die Band aber ihr Bestes, um eingängigste Melodien zu erzeugen. Wendelix am Bass übt sich als „sanfter Riese“ in melodischem Klargesang und ein Song wie „Hunt the Hunter“ hat schon was. Mir persönlich fehlen bei dieser Mucke aber ‘ne ordentliche Kelle Dreck, Aggression und Rotz. Wer sich daran nicht stört, findet in ABOVE ALL GLORY aber eine gediegene D.I.Y.-Live-Alternative zum ständigen Hören der abgegriffenen alten CDs der US- und Schweden-Helden, die schon lange keine kleinen Club-Gigs mehr spielen. An den Drums nimmt übrigens Ex-HIGHSCHOOL-NIGHTMARE-Benny platz und es ist schön, ihn wieder trommeln zu sehen und zu hören. Für einen Song ergriff ferner MAX YOUNG das Mikro – war das beim NOFX-Cover „Linoleum“ oder bringe ich da jetzt was durcheinander…?
Mit gleich zwei Sechsseitigen schlugen PRIMETIME FAILURE aus der Phantomstadt Bielefeld prinzipiell in eine ganz ähnliche Kerbe, verfügten aber über mehr Profil und spürbar mehr Live-Erfahrung. Musikalisch etwas rauer und rotziger, erinnerten sie mich in ihren besten Momenten sogar etwas an SMALL TOWN RIOT. Durch die beiden Gitarren eröffneten sich ihnen natürlich auch mehr Möglichkeiten, die sie zu nutzen wussten. Zu glauben, ich könnte mich daran tatsächlich gut erinnern, wäre jedoch völlig falsch: Ich weiß im Prinzip lediglich noch, die Band recht gut gefunden und Spaß gehabt zu haben und habe im Vorfeld dieser Zeilen bei Bandcamp nachgelauscht… Schließlich war Sauftag galore, wer sich erinnern kann, war nicht dabei und über den Rest des Abends bzw. der Nacht hülle ich den Mantel des Schweigens, zumal er mir ohnehin zugetragen werden musste. Nur so viel noch: DJ Starry Eyes sorgte für ’ne zünftige Aftershow-Party, die mich in Verzückung versetzte und in nicht mehr ganz so frühen Morgenstunden wurde ich noch mit ABOVE-ALL-GLORY-Benny weitertrinkend gesehen…
Der allenthalben dreitägige Kater sorgte dann zu einer der raren vernunftbetonten Bandentscheidungen, nämlich den bereits angesetzten nächsten Sauftag vorerst ersatzlos zu streichen – bis zu unserem Gig im Molotow, dazu später mehr.
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